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Zwischen Smartphone und Selbstfindung: Generation Z: Faul und materialistisch oder einfach missverstanden?
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Generation Z: Faul und materialistisch oder einfach missverstanden?
Getty Images/Alina Rudya/Bell Collective Generation Z: Faul und materialistisch oder einfach missverstanden?
  • FOCUS-online-Gastautor
Montag, 15.04.2024, 12:56

Die Generation Z wird oft als faul und materialistisch wahrgenommen. Doch wie gerechtfertigt ist diese Wahrnehmung? Sozialforscher Andreas Herteux betrachtet die Altersgruppe näher und sieht große Herausforderungen auf die Gesellschaft und die Arbeitswelt zukommen.

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Wer ist die Generation Z und was zeichnet sie aus? 

Als Generation Z bezeichnet man zusammenfassend die Gruppe von Personen, die zwischen 1995 und 2012 geboren ist, wobei die genauen Jahresangaben in der Literatur leicht schwanken können. Wichtigstes Kennzeichen für sie bleibt, dass die Trennung zwischen der digitalen und der, nennen wir sie, „Alltagsrealität“ in großen Teilen aufgehoben erscheint.

Beide Wirklichkeitsebenen sind ähnlich wichtig und einflussreich für das eigene Denken und Handeln. Das ist der zentrale Unterschied zu den vorherigen Generationen und auch die einzige relevante Gemeinsamkeit der besagten Altersgruppe. Eine allerdings, die alles verändert und schwerwiegende Folgen nach sich gezogen hat.

Jenseits dieses prägenden Faktors sei darauf verwiesen, dass die Generation Z ansonsten keine homogene Masse darstellt. Es handelt sich um Personen, die teilweise völlig unterschiedlichen Lebenswirklichkeiten angehören, und, die oft überschaubar viele Übereinstimmungen in ihrer Weltanschauung, sieht man von wenigen, gerne in Umfragen erhobenen, Oberflächlichkeiten ab, besitzen.

Gelegentlich wird dies fälschlicherweise negiert, allerdings hat, sehr plakativ ausgedrückt, der sozial-ökologische Deutsche aus der Oberschicht mit dem prekären Flüchtling aus Afghanistan oft wenig gemein.

Für die Betrachtung der Generation Z erscheint daher die Arbeitshypothese, dass primär neue digitale Einflüsse ihre Entwicklung maßgeblich mitbestimmt haben und ursächlich für viele Missverständnisse sind, akzeptabel. 

Über den Experten Andreas Herteux

Andreas Herteux
Andreas Herteux

Andreas Herteux ist ein deutscher Wirtschafts- und Sozialforscher, Publizist und der Leiter der Erich von Werner Gesellschaft. Herteux ist zugleich Herausgeber und Co-Autor des Standardwerks über die Geschichte der Freien Wähler (FW). Seine Bücher wurden in mehrere Sprachen übersetzt.

Welche Einflussfaktoren haben die Generation Z in ihrem Denken und Handeln geformt? 

Der zentrale Einflussfaktor, wenngleich nicht der einzige, ist die digitale Welt und die damit zusammenhängenden, verhaltenskapitalistischen Mechanismen, deren Entfaltung mit dem Etablierungsprozess der frühen Jahrgänge ab 1995 erstaunlich parallel verläuft. Angebote wie z.B. Google (1998), MySpace (2003), Facebook (2004) oder YouTube (2005) entstanden in der Zeit. Das erste Smartphone kam 2007 auf dem Markt.

2009 nutzten 8,4 Millionen Menschen in Deutschland ein solches, 2016 waren es bereits 51 Millionen. Eine so dynamische Entwicklung, deren Auswirkungen auf Heranwachsende trifft, dürfte in Friedenszeiten einmalig sein. Zweifellos wurden auch vorherige Generationen mit diesen neuen Variablen konfrontiert, nur war da die persönliche Evolution häufig bereits fortgeschritten.

Entscheidend bleibt aber, dass man die grundsätzliche Struktur der digitalen Angebote versteht. Es geht in erster Linie um Profitmaximierung, die mit dem Verhaltenskapitalismus eine neue Form des Wirtschaftens geschaffen hat. Das Verhalten der Nutzer wird abgeschöpft und die Algorithmen konzipieren daraus eine angepasste Wirklichkeit für den Einzelnen.

Dieser wird eingebettet, seine Bedürfnisse stehen im Mittelpunkt, werden vielleicht sogar erst herausgearbeitet. Er wird zum König in der eigenen Welt und das macht, ganz simplifiziert etwas mit den Menschen, lässt ihn die Wirklichkeit mit neuen Augen sehen - im Besonderen, wenn man sich noch im Entwicklungsprozess befindet.

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Warum wird die Generation Z oft als faul und materialistisch wahrgenommen und wie gerechtfertigt ist diese Wahrnehmung?

Die Begriffe „faul“ und „materialistisch“ sind für eine seriöse Analyse unbrauchbar. Das ewige Klagen erinnert ein wenig an die kritischen Worte über die Jugend, die man gerne Sokrates in den Mund legt. Trotzdem ist es natürlich so gewesen, dass Alexander der Große ein paar Jahrzehnte die Welt des, letztendlich am System gescheiterten, Sokrates mehr oder weniger final hinweggefegt hat und daher bleibt es unabdingbar die Rahmenbedingungen genau und unvoreingenommen aus unabhängiger Perspektive zu betrachten.

Viele junge Leute erleben den Gegensatz von virtueller Welt, in der Erfolgserlebnisse sehr unmittelbar erreichbar sind und eine Einbettung gemäß der eigenen Individualität erfolgt als krasser Gegensatz zur „realen“ Welt, in der man sich womöglich häufig nur wie ein Rädchen in einer Maschine fühlt. Und doch wollen sie beides für sich zusammenbringen. Das führt zu einer Identifikationsdissonanz und damit zum Nachdenken sowie vielleicht auch zu gesteigerten Ansprüchen, einem erhöhten Selbstbewusstsein sowie Freiheitsdrang.

In welchem Umfang hängt selbstverständlich auch von der sonstigen Sozialisierung, der allgemeinen gesellschaftlichen Entwicklung, dem eigenen Milieu und der Veranlagung ab. Das Digitale hat die Tendenz zum Wunsch nach Selbstentfaltung und Individualisierung nicht geschaffen, aber herausgearbeitet, verfeinert und damit sicher massiv verstärkt. Es mag daher keine monokausale Erklärung sein, muss aber als eine Triebfeder einer neuen Zeit beachtet werden.

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Wie müssten die Rahmenbedingungen verändert werden, um das Potenzial der Generation optimal nutzen zu können? 

Letztendlich gibt es ein Spannungsfeld zwischen Individualisierungstendenzen und Wettbewerbsfähigkeit, das nur schwierig auszugleichen sein wird. Zudem sollte an dieser Stelle weitergedacht werden; die digitale Welt hat, womöglich durch die isolierende Corona-Zeit noch befeuert, nicht nur den Trend zur Selbstverwirklichung dynamisiert, sondern womöglich auch neue Verhaltensmuster, Persönlichkeitsmerkmale und Fähigkeiten hervorgebracht sowie ältere in den Hintergrund gedrängt, die ein generelles Umdenken in den Bereichen Bildung und Arbeit erzwingen könnten.

An dieser Stelle werden Anpassungen unabdingbar sein. Einerseits welche, die das Individuum auch in der Realität mehr einbetten. Dazu gehören dann sowohl kleinere Zugeständnisse bei bekannten Forderungen wie im Rahmen der Work-Life-Balance aber auch Maßnahmen der betrieblichen Integration und eine intensive Kommunikation, da die bisherigen Normen keine Selbstverständlichkeiten mehr darstellen, in die man sich integriert, sondern eigene Vorstellungen mitgebracht werden.

Andererseits jene, die sich an Konditionierungen wie die Erwartung einer unmittelbaren Belohnung oder an die Gewöhnung an schnelle Reize anpassen. Das heißt Prämien-, Feedback und Belohnungssysteme, die Handlungen sehr schnell belohnen und sich möglichen Konditionierungen anpassen.

Das alles auch schon vorbeugend, denn die Generation Alpha, bei der die Waage wohl zur digitalen Welt kippen wird, steht auch schon in den Startlöchern.

Dieser Text stammt von einem Expert aus dem FOCUS online EXPERTS Circle. Unsere Experts verfügen über hohes Fachwissen in ihrem Themenbereich und sind nicht Teil der Redaktion. Mehr erfahren.

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